Das RCS-Racing Team hatte wie schon im Vorjahr eine Nennung für das Sidecar-Festival in Oschersleben abgegeben,
Klasse DEMO II, „Classic-Kneeler-Sidecars mit Frontausstieg“. Für alle, welche hier technisch nicht so bewandert sind, man unterscheidet als erstes bei Renngespannen zwischen „Sitzern“ (hier Klasse DEMO I, der Fahrer sitzt auf einem Motorradsattel wie beim Solo-fahren, bis ca. Mitte der Sechziger) und „Kneelern“ (der Fahrer kniet auf dem Gespann um den Schwerpunkt Richtung Fahrbahn zu bekommen). Zweitens dann bei den „Kneelern“ zwischen Frontausstieg (bis ca. Ende der Siebziger) und Heckausstieg (hier Klasse DEMO III, der Beifahrer lehnt sich halt hinter dem Seitenwagenrad heraus, statt vor dem Rad beim Frontausstieg). Heutzutage gibt es nur noch Heckausstieg und man entscheidet zwischen Kurz und Langgespann. Beim Kurzgespann sitzt der Motor wie bei den DEMO I und II Gespannen vor dem Fahrer, bei den Langgespannen hinter dem Fahrer. Somit aber nun genug der Klugscheißerei.
Nachdem die Technik des Fiddaman-BSA Renngespann, erster Name des Rahmenbauers, zweite Bezeichnung des Motorenherstellers (schon wieder Fachsimpelei), dieses Jahr schon beim Zschorlau-GP positiv überzeugen konnte, hatte das Team im Vorfeld neue Reifen geordert, um nun auch auf der Rennstrecke beim Festival eine gute Performance zeigen zu können. Das Kernteam (Fahrer und Beifahrerin) reiste am Donnerstagnachmittag an, baute das Renn-Zelt auf, richtete alles für das Wochenende ein und als die technische Abnahme gemeistert war, wurde flugs noch das Vorderrad ausgebaut und zum Reifenservice gebracht. Unterstützung über das Festival Wochenende gab es auch dieses Mal wieder von Sohn und Schwiegertochter, welche Spätabends im Fahrerlager eintrafen. Die Wettervorhersage für den ersten Festival-Tag war als super zu bezeichnen, für die anderen beiden Tage leider gar nicht gut, es war von kräftigem Regen und sogar Sturm die Rede. Da die Konzentration somit erstmal voll auf Tag eins lag, musste der Hinterradreifen bis nach den beiden Turns warten, Hauptsache erstmal gute Radführung vorn. Gleich nach dem Frühstück wurde daher das Vorderrad beim Reifenservice abgeholt, die Bremsflüssigkeit nochmal durchgedrückt und das Rad wieder eingebaut bevor es zum ersten Turn aus der Boxengasse hinaus auf die Strecke ging.
Das Team war absichtlich am Ende des Feldes rausgefahren, man wollte erstmal wieder warm mit den Abläufen und der Strecke werden ohne das schon von Beginn an von hinten gedrückt wird. Aber ziemlich schnell kam das RCS-Racing Team wieder mit ihrer Lieblings-Rennstrecke klar, war man doch auf keiner anderen Strecke so oft unterwegs gewesen wie hier. Wie jetzt gerade wieder mit der Fiddaman-BSA, der 1000er Windle-Yamaha oder zum Schluss der aktiven Laufbahn mit der schnellen 600er ARS-Kawasaki, Oschersleben ist wie Fahrrad-fahren, das verlernt man nicht. Schon am Ende der zweiten Runde ging es daran das Feld von hinten aufzurollen. Sicherlich waren auch echt schnelle Classic-Gespanne im Feld mit unterwegs, bei welchen neben sehr viel mehr Motorleistung (das RCS-Racing Sidecar stammt aus dem Anfang der Dekade der sogenannten Inter-Gespanne und ist auch nach dem Reglement von 1970 bis 750ccm aufgebaut) die Teams zusätzlich damit auch umzugehen wissen und welchen man höchsten auf der Bremse oder im Kurvengeschlängel etwas folgen kann. Diese schienen aber eher vorneweg zu fahren, denn man lief immer nur auf einzelne Gespanne oder auch kleinere Gruppen auf, welche dann eben überholt wurden. Bei der Durchsicht im Fahrerlager konnte auch mal wieder was zu den Anekdoten hinsichtlich dem Fahren mit diesem Gespann hinzugefügt werden. Beide LCR-Schnellverschlüsse des Sitzhöckers waren verschwunden. An sich kein Umstand zum Wundern, wenn diese nicht sauber abgeklebt gewesen wären. Aber die Klebebänder saßen noch und nur die damit gesicherten Verschlüsse waren einfach mal weg !
Der zweite Turn bei ebenfalls wunderschönem Wetter war nebenbei als Taxifahrt für Alina Crome geplant, welche Ihre Feuertaufe im Racing-Sidecar machen wollte. Nach ca. 10 Minuten des Turns ab durch die Boxengasse und kurzer Beifahrertausch. Erstmal nicht turnen, sondern sich kleinmachen und festhalten war die Devise. Nach 3 Newcomer-Runden auf dem heißen Sitz hatte die junge Dame jedenfalls ein Grinsen im Gesicht, was die restliche Veranstaltung anhalten sollte. Der Rest des Tages wurde neben zuschauen bei den „SuperSide“ WM-Trainings und dem ersten Lauf der Siedecar-Trophy auch mit dem Reifentausch am Hinterrad verbracht. Die Wettervorhersage für Samstag war gelinde gesagt gruselig und das Team wollte bei möglicherweise nassem und kaltem Geläuf auf keinen Fall mit der alten Pelle auf die Strecke.
Leider war die Vorhersage diesmal korrekt und es fing die Nacht schon an zu regnen. Den ganzen Tag über fing es immer wieder an, es war zwar nicht der vorhergesagte Dauerregen, aber trocken wurde es nicht ein einziges Mal. Das RCS-Racing Team fuhr beide Turns jeweils bis es richtig von oben anfing zu gallern und kam auch gut mit dem Wetter und der nassen Strecke klar. Neben der dadurch nötigen Dauer-Putzerei am Material gab es auf der Strecke und im Fahrerlager aber auch richtig viel zu schauen, neben WM, Sidecar-Trophy und Northern Sidecar Cup mit modernen Gespannen sowie den 3 DEMO Classic-KLassen fuhr auch noch der Europäische „Camathias-Cup“ mit Classic-Sidecars seine Rennen. Alle verschiedenen Renn-Klassen hatten zumindest 3 Training-Sessions und mindestens 2 Läufe, die jeweiligen DEMO´s jeweils 5 Turns. Am Abend musste man sich leider ins Womo zurückziehen, die feuchte Kälte ließ keine andere Wahl, obwohl man gerne nochmal durchs Fahrerlager geschlendert wäre.
Sonntagmorgen war es zwar trocken, aber der Wind hatte aufgefrischt und blies während des Frühstücks kalt durch alle Ritzen des Rennzeltes. Der einzige Turn am Sonntag wurde dann auch nochmal voll genutzt um das Fiddaman-BSA Renngespann im Rahmen des Festivals bestens in Szene zu setzen bevor es über die kalte Jahreszeit wieder eingemottet wird. Nach dem Turn wurde zügig gemeinsam abgebaut und verladen, damit der Nachmittag den Läufen der Sidecar-Trophy, der WM sowie dem Camathias-Cup gewidmet werden konnte. Durchgefroren durch den kalten Wind ging die Saison 2025 somit für das RCS-Racing Team zu Ende.
Man findet uns nun wieder in der Werkstatt, wo die Motorräder, die Classic-Cars und das Renngespann über den Winter gewartet werden. Es gilt eine lange Liste abzuarbeiten und auch am Project „Big-Seven“ soll weitergearbeitet werden, um diesen Vorkriegs-Klassiker endlich wieder zurück auf die Straße zu bringen.