Fahren oder nicht fahren
hieß die Dauer-Frage der letzten Tage vor dem Trainingslager hinsichtlich Inzidenzen, Reiseregeln und auch dem allgemeinen Corona Risiko in Frankreich. Das Team hat sich dann auf Grund des Hygienekonzeptes des Streckenbetreibers sowie des gesamten Ablaufs für das Trainingslager entschieden. Erst PCR-Test in Hannover, fahren im eigenen Motorhome, tanken in Frankreich am Wochenende eh nur mit Karte, dann in Val de Vienne eine eigene Box sowie PCR-Test Nummer zwei vor der Rückreise. Was konnte da schon passieren, wenn man sich zusätzlich an Mund-Nase-Schutz und die Abstandsregeln hält. Dummerweise machte das RCS-Racing Team Motorhome die Tage vor der Abfahrt noch Zicken und wollte unbedingt noch auf den letzten Drücker neue Glühkerzen für den Sechszylinder. Also OK, konnte die Daimler-Niederlassung auch noch eine große Inspektion durchführen und das Mobil konnte „Just in Time“ am Abend vor der Abreise abgeholt werden.
Der RCS-Racing Team-Mechaniker musste leider kurz vorher absagen, sein Chef hatte Wind von dem Frankreich-Trip bekommen und verlangte trotz zweimaligem PCR-Test zwingend eine Quarantäne nach der Rückkehr. Da Fahrer und Beifahrer eh seit nahezu zwölf Monaten im Homeoffice hocken ist die Situation dort einfacher als in einem produzierenden Betrieb. Also zu zweit oder gar nicht. Und schon wieder stellte sich die bereits o.g. Frage. Ohne Mechaniker kann es echt stressig zwischen den Turns werden, vor allem wenn was kaputt geht oder man mal neben der Strecke war. Aber nach dem Briefing der dienstlichen Stellvertreter für die Urlaubszeit sowie der teuren Nummer mit dem Motorhome waren die Würfel gefallen und es ging gen Frankreich. Nach mehr als 1300 Km Fahrt bei den „Froschen“ angekommen bezog das RCS-Racing Team die reservierte Box und richtete sich häuslich für die da kommende Trainings-Woche ein. Im direkten Vergleich zu den Trainings der Vorjahre waren maximal 30% Teilnehmer erschienen, viele Teams hatten also doch noch abgesagt. Der Veranstalter schob somit Gruppen zusammen und erhöhte die Fahrzeit auf mehr als 2,5 Stunden pro Tag, aufgeteilt auf je 5 Turns. Das RCS-Racing Team war in der Spitzengruppe eingeteilt, also mit den WM Jungs der SUPERSIDE sowie Teams aus IDM, BSB usw..
Am Montagmorgen schien die Sonne (wie vorhergesagt) und nach der offiziellen Anmeldung und dem obligatorischen Briefing machte man sich für den ersten Turn fertig. Es war mit 4°C noch recht frisch als das RCS-Racing Team das erste mal aus der Boxengasse fuhr. Über den Tag stieg die Temperatur bei strahlendem Sonnenschein und langsam kam auch Grip auf. Einfach einrollen nach der langen Pause war die Devise und man zog über den Tag in den verschiedenen Turns einfach Runde um Runde. Das 2D Data-Logging machte allerdings Probleme mit der Rundenanzeige im Dashboard und somit gab es immer erst die Zeiten am Rechner nach dem Daten-auslesen. Ein erstes Problemfixing brachte keinen Erfolg. Am Dienstag ging die schnelle Sidecar-Gruppe etwas später in den ersten Turn und auch die Temperatur war schon etwas angenehmer als am Vortag. Für den Nachmittag waren dann erste Test-Runs mit verschiedenen Fahrwerkseinstellungen geplant. Im zweiten Turn und der schnellsten Kurve des Kurses dann erstmal ein eklatanter Fehler im Zusammenspiel der Besatzung welcher tief im Kiesbett neben der Strecke endete. Gott sei Dank konnte ein Einschlag in die Streckenbegrenzung oder gar ein Überschlag verhindert werden. Neben dem Ego tat der Ausritt hauptsächlich dem Lack und Unterboden des Adolf-RS Sidecar weh. Nach dem Bergen des Gespanns durch die Streckenwacht war erstmal mehrstündiges Putzen und komplette Fahrzeugkontrolle angesagt. Der Kies fand sich wirklich überall wieder und das RCS-Racing Team verpasste neben der Mittagspause gleich noch den ersten Turn am Nachmittag. Die Fahrwerksversuche wurden somit auf den Mittwoch verschoben, da man nun die letzten beiden Turns brauchte um erstmal wieder Vertrauen ins Gespann und ins eigene Können aufzubauen.
Der Mittwoch begrüßte die Trainingsteilnehmer schon wieder mit Blue-Sky. Die schnelle Sidecar-Gruppe hatte den ersten Turn am frühen Morgen. Das RCS-Racing Team hatte sich nach den Erfahrungen mit den kalten Temperaturen der ersten Tage gegen die Teilnahme und für ein umfangreiches Frühstück entschieden. Richtiges Urlaubsfeeling sollte auch mal aufkommen. Der Rest des schönsten Tages der ganzen Woche wurde mit Fahrwerkseinstellungen, einem Long-Run am Nachmittag sowie einem abendlichen Ölwechsel am Kawasaki Triebwerk verbracht. Der Donnerstag sollte laut Wetterbericht eine kleine Regenfront am Morgen bringen und tatsächlich fing es in der Früh an zu regnen. Da das RCS-Racing Team noch nie mit der Adolf-RS im Nassen gefahren, mit der Windle-Yamaha aber gerade auf nassem Geläuf sehr erfolgreich war, freute man sich über diese Testmöglichkeit umso mehr. Also raus aus dem Bett und Gespann vorbereiten für eine Testfahrt auf Regenreifen. Frühstück muss warten. Vorher noch schnell zum PCR-Test für die Rückreise und dann raus auf die Strecke. Generell ließ sich auch dieses Gespann gut im Nassen fahren, so man viel Gefühl dafür hat und es auch mag. Etwas nervöser als die deutlich schwerere Windle und der drehfreudige 600er macht es auch nicht einfacher. Positiv hervorzuheben ist die mögliche Verstellung der Bremsbalance während der Fahrt sowie die auf Anhieb gefundene Fahrwerkseinstellung (welche gut dokumentiert wurde). Vor dem zweiten Turn kam auch schon wieder die Sonne durch und die Strecke fing an abzutrocknen. Optimal für einen Versuch in Trockenabstimmung mit Slicks auf noch feuchtem Track. Deutlich rutschiger, mit einem kleinen Dreher vor einer Spitzkehre aber ein wichtiger Test für die Besatzung. Donnerstagnachmittag erstmal finale Zeiten jagen (leider immer noch ohne sofortige Anzeigen im Dashboard), dann noch Tests mit Beifahrern aus der WM welche noch weiteres Potential aufzeigten. Am Abend versuchte das RCS-Racing Team mit einem 2D Spezialist per Phone noch das Data-Logging Problem zu lösen.
Der Freitag ließ nur noch einen Test-Turn zu, danach wurde eingepackt. Wegen der Covid-Pandemie bedingten Speerstunde in Frankreich musste das RCS-Racing-Team den geplanten Übernachtungsstopp unbedingt pünktlich erreichen und somit eher los. Das Data-Logging Problem war trotz des langen Telefonats am Vorabend leider immer noch nicht gelöst und benötigt somit noch Klärung bis zum ersten Lauf der International Sidecar Trophy im Kroatischen Rijeka. Der ursprünglich vorgesehene Start am Wochenende nach Ostern in Brünn musste leider auf Grund der Corona Situation in Tschechien abgesagt werden. Die Testwoche in Val de Vienne war für RCS-Racing sehr wertvoll, auch wenn das Teilnehmerfeld viele Freunde aus der Szene vermissen ließ und man Covid-bedingt viel unter sich blieb. Entspannter wäre es mit Team-Mechaniker Jürgen Halfter gewesen, aber die Situation ließ es einfach nicht zu. Das RCS-Racing Team konnte aber final viele gute Erkenntnisse und Daten für die kommende Saison mitnehmen.
Man sieht sich in Rijeka