RCS-Racing RCS Racing


Ganz dicht bei der Musik

Im dritten Jahr in Folge im tschechischen Most auf dem Podium

Keine andere Rennstrecke hat für das RCS-Racing Team bislang solch eine Erfolgsbilanz wie die im Nordböhmischen Most gelegene. Eigentlich war es nicht gerade die Lieblingsstrecke der Gespann-Besatzung, aber sie entwickelt sich so langsam zu den Favoriten im Rahmen des International Sidecar Trophy Kalenders. Mit dazu trägt der Umstand Rechnung, das die Strecke ab 2021 zu den Austragungsorten der World-Superbike zählt und somit auch etwas modernisiert wird.

Das RCS-Racing Team hatte nach dem Motor-Platzer am Nürburgring einige Nachtschichten eingelegt um mit dem frisch revidierten Ersatzmotor antreten zu können. Dieser sollte zusammen mit einem neuen Satz Slicks am Freitag im freien Training eingefahren werden um bei den Zeittrainings vorn mitmischen zu können. So zumindest der Plan, aber es kommt ja immer irgendwie anders als geplant. Das Kernteam kam bereits gegen Freitagmittag ins Fahrerlager und fing im Sonnenschein bei leichtem Wind mit dem Aufbau an. Das Mechaniker-team folgte am frühen Nachmittag zur Kaffee-Zeit und Silke Richter hatte just dazu einen leckeren Schoko-Kuchen mitgebracht. Also alles bestens und man war in den finalen Vorbereitungen an der Adolf-Kawasaki als dunkle Wolken aufzogen und ein kräftiger Gewitterschauer niederging. Also fuhr man mit Regenreifen raus, was dem Einfahren des Motors ja auch entgegen kam. Das Cruisen um die platschnasse Strecke mit maximal zwölftausend Umdrehungen brachte im Vergleich sogar eine akzeptable Zeit ein, lediglich die neuen Slicks konnten so natürlich nicht angefahren werden.

Da jeder Einfahr-Kilometer gut für die Laufzeit eines Motors ist und die Reifen eh noch angefahren werden mussten, entschloss sich das RCS-Racing Team das erste Zeittraining am Samstagmorgen nochmals zum An- und Einfahren zu nutzen. Auch mit dem Risiko, das man auf Grund von Wetter Unbilden oder aus anderen Gründen auch im zweiten Training keine Top-Zeit hinbekommen würde und  somit weit hinten im Grit stehen würde. Mit nochmals maximal dreizehntausendfünfhundert Umdrehungen, keinen Last-minute Bremsungen sowie „no wheelspin“  kam nach 20 Minuten final natürlich erstmal nur ein hinterer Platz heraus. Der Motor hatte aber im Gegenzug nun mehr als siebzig geschonte Kilometer auf der Uhr und die Slicks waren auch gut angefahren. Also Feuer frei für das zweite Zeittraining am Nachmittag. Um auf die persönliche Bestzeit aus 2020 zurückzugreifen benötigte man aber nun neun Sekunden Verbesserung und die Beifahrerin gab dem Fahrer als Ziel daher eine Zehn mit auf den Weg in den Vorstart. Um nicht im Verkehr unterwegs zu sein, fuhr das Team bereits sehr früh zur Boxengassen-Ampel und die schnelle Adolf-Kawasaki ging als erstes Gespann auf die Strecke. Das bereits Zeiten-mäßig führende Gaststarter-Team vom „MSC Gunskirchen“ konnte erfahrungsgemäß nicht gehalten werden, aber als in der Einrollrunde eins der führenden Gespanne aus der tausender Wertung überholte, klemmte sich Rainer Crome umgehend ans Heck der Italienischen Paarung und ließ sich nicht mehr abschütteln. Zwei Runden später stand eine Zeit-Verbesserung von 11 Sekunden auf dem 2D data-logging Display (was gleichbedeutend mit Platz acht in der Startaufstellung einherging) und man fuhr zufrieden zurück ins Fahrerlager.

Für das Sprintrennen am späten Samstagnachmittag war ein guter Start vonnöten um nicht mitten im Hauptfeld durch die erste und in Most sehr enge Kurve zu müssen. Nachdem die Ampel erlosch, brachte Rainer Crome die schnelle Flunder zwar gut vom Fleck, aber leider hatte eines der in der Startaufstellung vor dem RCS-Racing-Team stehende Teams keinen so guten Start hingelegt und man verlor gemeinsam an Schwung.  Ganz rechts, am Ende der Geraden fast auf dem Grün versuchte man wieder Plätze gut zu machen, was aber nur leidlich gelang. Nach der engen Start-Schikane ging es also mal wieder darum verlorenen Boden und Plätze gut zu machen statt ganz vorne im Feld mit eingreifen zu können.  Nach kurzen, aber erfolgreichen Fight´s mit den Teams „SidecarDog“ und „Kirst“ begann man mit der Aufholjagd auf die Spitze. Meter um Meter wurde gutgemacht, sogar eine neue persönliche Bestzeit gefahren, bis in Umlauf fünf ein Fahrfehler wieder alles zunichtemachte und der Abstand wieder größer wurde. Das Podium noch gut in Sicht, aber nicht in Schlagdistanz, ging das RCS-Racing Team als vierte über die Ziellinie. Trotzdem waren Fahrer und Beifahrerin mit dem Ergebnis hoch zufrieden. So dicht bei der Musik und noch mit Sicht auf das in der Meisterschaft führende „Bonovo Action Junior“ Team war man in der International Sidecar Trophy bislang selten unterwegs gewesen. Der insgesamt schöne und erfolgreiche Tag klang dann noch mit einem Team-Grillabend aus und man saß bei einer lauen Sommernacht noch lange gemütlich im Fahrerlager zusammen.

Sonntagmorgen, Warm-Up. Das RCS-Racing Team hatte am Abend zuvor bei der technischen Durchsicht neue Bremsbeläge montiert (auch schon im Hinblick auf den RedBull Ring), welche nun angefahren werden mussten um deren Performance voll auskosten zu können. Also war nach zwei Runden schon Schluss und das Team nutzte die Stunde bis zum Hauptrennen mit Vorbereitungen zum anschließenden Abbau des Team-Zeltes. Neben den Bremsen hatte man auch an der Übersetzung gearbeitet, da der Kawasaki 600er am Ende Start-Ziel zu früh in den Begrenzer gedreht hatte.

Der Start ins Hauptrennen verlief dann zwar insgesamt etwas besser als am Vortag, leider gelang es auch wieder den gleichen Teams das Gedrängel in der ersten Kurvenkombination für sich zu entscheiden und sich vor die Adolf-Kawasaki zu schieben. Auch erwies sich nun, das die Veränderung der Übersetzung wohl ein Fehler gewesen war, das Schwert des Vortags war dadurch stumpfer geworden und man hatte deutlich mehr Mühe in den Battles auf der Strecke. Der Zweite des Vortages, Team „Roscher“, war nicht unbeschadet durch die erste Kurve gekommen, büßte durch einen Crash seine „Nase“ ein und musste sein LCR- F2 schon in der ersten Runde abstellen.   Team „Kirst“ wehrte sich diesmal auch etwas länger, final ging RCS-Racing aber an dem Vater-Sohn Gespann aus Pinneberg vorbei. Die Teams „69“ aus Schweden und „SidecarDog“ aus der Schweiz, beide in der tausender Wertung unterwegs, lagen in Schlagdistanz und wurden auch mehrmals im Infield des tschechischen Kurses attackiert. Zum Absetzen reichte es dieses Mal jedoch nicht und auf den Geraden zogen sie mit der Macht ihrer Tausender wieder vorbei.  Ganz vorn im Feld wurde dagegen hart um den Sieg gerungen. „Bonovo Action Junior“ oder Team „Wirth“, die Serien-Gesamt-Trophy-Sieger der letzten Jahre, ließen keinen Meter liegen. Team „Wirth“ hatte gerade zum ersten Mal in dieser Saison die Nase vorn, da schlug wie schon am Nürburgring in der letzten Runde die Defekt-Hexe beim schnellen LCR-F2 aus Aschersleben zu. Das RCS-Racing Team passierte Sekunden später das ausrollende Gespann und erbte sozusagen damit den zweiten Platz auf dem Podium, Team „Kirst“ den dritten Rang. Sieger wurde erneut und bereits zum fünften Mal in Folge das „Bonovo Action Junior“ Team mit Fahrer Lennard Göttlich und Uwe Neubert im Boot.

In der International Sidecar Trophy liegt das RCS-Racing Team nun nach 7 von 12 Läufen auf Platz 3 der Gesamtwertung, konnte in Most aber etliche Punkte auf Team „Roscher“ aufholen und den Abstand nach hinten ausbauen. 

Man sieht sich am RedBull-Ring

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