RCS-Racing RCS Racing


Vizemeister 2021

Doppelstart in Oschersleben mit Hindernissen

Das RCS-Racing Team hatte für das Sidecar-Festival in Oschersleben neben der International Sidecar Trophy auch für eine der Classic-Demo Klassen mit dem Fiddaman-BSA Renngespann eine Nennung abgegeben. Da die „Oma“ (der Team-Interne Spitzname für das 1970er Klassik-Renngespann) erst im letzten Winter einen Getriebeschaden aus dem Jahr 2018 repariert bekam und danach insgesamt einsatzbereit gemacht wurde, musste vor der Nennung erstmal gecheckt werden ob sie überhaupt läuft. Also raus aus der Kellerwerkstatt, Öle und Benzin drauf, Luftdruck prüfen, Batterie laden und ab auf den Rollenstarter. Ester Versuch, nix ! Mist, die dicke Autobatterie des Rollenstarters hatte das Zeitliche gesegnet.  Also anschieben, somit erstmal vorsichtig links und rechts im Wohngebiet die Straße herunter geschaut, ob nicht zufällig die Ordnungshüter zu sehen waren. OK, Luft war rein, dann schnell raus, mit Schwung schieben und die Kupplung kommen lassen. Welch ein Sound, man hatte ihn schon fast vergessen, als der scharf gemachte BSA Renn-Twin sofort die Arbeit aufnahm und seine Lust auf Oschersleben in den spätsommerlichen Abend hinausbrüllte. Gut, das die Nachbarn des RCS-Racing-Teams Kummer gewohnt sind.

Zwei Gespanne neben dem ganzen Equipment an die Strecke zu bringen war dann die nächste Herausforderung, welche es zu meistern galt. Einen zweiten Anhänger steuerte ein Kollege vom Team-Chef bei und man plante das Verladen der Gespanne und des Equipments über mehrere Feierabende vor dem Event ein. Der ganze Zug erreichte dann am Freitagmorgen nach überschaubarer Fahrzeit (Oschersleben ist halt die Heimstrecke des RCS-Racing-Team) pünktlich zum Einlasszeitpunkt die Rennstrecke in der Magdeburger Börde und man konnte mit dem Aufbau beginnen. Gegen Mittag standen beide Rennzelte und wurden je nach Zweck eingerichtet. In einem die „Oma“ mit Tafel zur Historie, Startmaschine und zölligem Werkzeugsatz, in dem anderen die schnelle und moderne Adolf-Kawasaki, deren Reifensätze und Ersatzteile. Nach Papier- und Technischer- Abnahme ging es gegen Abend mit einem freien extra Training der schnellen Klassen los.  Für das RCS-Racing Team war ein check des Motors und leichte Änderungen am Fahrwerk zu bewerten, da in der Regenschlacht am RedBull-Ring Aussetzer des Motors zu vermerken waren und man ein mögliches Elektroproblem ausschließen wollte.  Aber es sollte alles bestens und ohne Probleme sein. Am späten Abend erschien dann auch das Mechaniker-Team um Jürgen Halfter, welcher den Freitag noch arbeiten musste und somit erst spät zuhause aufbrechen konnte. Nach kurzem hallo und aufblasen der Luftmatratze im Helferbus  ging es dann auch schon zu Bett.

Der Samstag hatte es nämlich in sich, neben drei Trainings zur International Sidecar Trophy plus dem ersten Rennlauf gegen Abend standen auch 2 Demoläufe in der Classic auf dem Programm. Im freien Training am Samstagmorgen galt es aber erstmal einen neuen Vorderreifen anzufahren, diesen dann nach wenigen Runden in der Boxengasse zu wechseln und die restliche Zeit zum Einrollen auf dem Lieblingskurs des Fahrers zu nutzen. Aber just als die Crew das Vorderrad gewechselt hatte und man gerade wieder auf die Strecke wollte, wurde die Trainingssitzung mit Roter-Flagge abgebrochen. Ein Gespann hatte Öl verloren und ein nachfolgendes Team war mit Überschlag darauf ausgerutscht.

Nach dem Team-Frühstück ging es dann zum ersten Mal seit Jahren wieder mit dem Fiddaman-BSA Gespann hinaus auf eine Rennstrecke. Was ein Sound, alles irgendwie ganz anders und doch noch so vertraut. Das Getriebe ließ sich gut schalten und die Besatzung spulte mit Freude die Runden runter bis kurz vor Ende der Demo-Session irgendwie die Zündfunken ausgingen. Gott sei dank konnte das Team den Boxengasse-Eingang noch rollend erreichen. Anspringen wollte der Twin trotz mehrerer Schiebeversuche nicht mehr und man musste sich mit dem Zurückschieben ins Fahrerlager sputen um pünktlich zum ersten Qualifying der Trophy zurück zu sein.  Total verschwitzt und außer Atem kam die Besatzung mit der unwilligen alten Diva am Team-Zelt an.  Flugs noch schnell die Lederbekleidung wechseln während der Kawasaki Vierzylinder final warm lief und schon ging es erneut hinaus auf die anspruchsvolle Strecke. Eine gute Rundenzeit, gleich am Anfang des ersten Zeittrainings gefahren, brachte das Team auf den vorläufigen Startplatz 6 und sparte damit wieder die Körner, welche die Besatzung beim vorherigen Schieben der „Oma“ verbraucht hatte.

Nach kurzer allgemeiner Durchsicht am modernen Gespann ging es somit auf Fehlersuche beim englischen Klassiker. Batterie, OK. Kabel Verbindungen durchgeklingelt, auch OK. Im Testmodus der elektronischen Zündung feuern beide Kerzen starke Funken, Spule, Kerzen und Leitungen somit auch OK. Zurückgeschaltet dagegen auf die Fahreinstellung sind die Funken wieder weg.  Also erstmal die „Oma“ wieder stehen lassen und ab mit der Adolf-Kawasaki ins zweite Qualifying der International Sidecar Trophy. Im Gegensatz zum ersten Training, wo man als erstes Gespann in den Turn ging, war diesmal allerdings deutlich mehr Verkehr. Nach 4 Runden rumbalgen auf der Strecke, dadurch natürlich ohne Verbesserung, ließ sich Rainer Crome auf der Gegengeraden etwas zurückfallen um in den eigenen Flow zu kommen. Zwei Runden später zeigte der Laptimer eine weitere Verbesserung der Rundenzeit und man fuhr zufrieden zurück ins Fahrerlager. Die anschließende Datalogging Auswertung zeigte aber eine seltsame Streckenführung und man vermutete bereits das die Top-Zeit nicht stimme. Was war passiert ?  Die Beifahrerin hatte beim Balgen die GPS-Maus aus ihrer Haltung gestoßen und der empfindliche Receiver war zwischen die Lamellen der Kühlerverkleidung gerutscht. Dort konnte sie natürlich je nach Fliehkraft nur ab und an Wegpunkte aufnehmen und kam zu einen falschen Rundenergebnis. Mist, zwei Plätze nach hinten auf 8.

Am Abend dann das Sprintrennen, Rainer Crome verkackte mal wieder den Start und man brauchte viele Runden um im Klassement wieder auf dem Startplatz zurück zu kommen. Erst hatte sich das Team Wirth lange gewehrt und dann brauchte das RCS-Racing Team zu lange um die Tausender des Teams „Lingo Lowere Rhine Sidecarracers“ zu knacken. Ergebnis der Hatz war aber dann trotzdem der dritte Platz in der 600er Wertung. „What a pleasure“ beim Heimrennen wie schon 2020 auf dem Podium. Nach der klebrigen Sektdusche wurde der Grill angeschmissen und zusammen mit dem Team Drugsadvies aus der WM , welches sich leider auflöste und in Oschersleben den letzten Auftritt hatte, ein schöner Abend verbracht.

Sonntagmorgen im Warm-up der International Sidecar Trophy wurde kurz ein neuer Hinterreifen angefahren, dann widmete sich das Mechaniker-duo mal wieder der „Oma“ . Es musste doch irgendwas zu finden sein warum die Zündung nicht tat.  Die elektrische Anlage des Klassikers war auch eher einfach gestrickt. Aber was auch probiert wurde, die Zündfunken waren doch irgendwie „alle“. Dann halt zusammenbauen und zum „Ausstellungsstück“ für den restlichen Tag deklarieren. Am frühen Nachmittag dann in die Startaufstellung zum Goldrace. Diesmal gelang Rainer Crome ein guter Start und man begann sofort zu puschen um sich von den möglichen Verfolgern abzusetzen. Im achten Umlauf beim Überholvorgang des Team „69“ aus Schweden kam es allerdings zu einem seitlichen Zusammenstoß bei welchem sich die Beifahrerin des RCS-Racing Teams am Arm verletzte. Irgendwas war danach nicht mehr OK für den Fahrer, welcher das ansonsten nicht mitbekommen konnte, und er nahm ein paar Prozent raus um die Zielflagge zu sehen und die Punkte mitzunehmen. Die lädierte Beifahrerin konnte natürlich nicht mehr so auf dem Punkt sein wie vor dem „Farbaustausch“ und überlegte schon „abzuklopfen“, biss dann aber die Zähne zusammen.  Bis zu den finalen Läufen in der Magdeburger Börde lag man nämlich noch auf dem dritten Platz der Gesamtwertung und hatte eher nur noch theoretische Chancen auf den Vizetitel. Durch einen technischen Ausfall der direkten Konkurrenz des Team Roscher war aber wieder der Vizemeister greifbar. Mit dem dritten Platz im Sprint am Vorabend brauchte das RCS-Racing Team nur einen besseren als Platz sechs Platz im Hauptrennen was final mit Platz vier auch belohnt wurde.

Die Jahres-Siegerehrung, wiederum auf dem Podium in Oschersleben und hoch über der Boxengasse, war dann das Highlight und auch der Abschluss der ganzen Saison.

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