Fahrbericht Niedersachsen Classic
Die diesjährige Classic Rallye des ADAC Niedersachsen fand in und um Bad Nenndorf statt. Das RCS-Racing Team hatte diesmal für den Austin Cambridge mit Tanja Crome am Volant die Nennung abgegeben, weil man nicht mit solch einem Bilderbuch-Wetter im September gerechnet hatte. Die Anreise am Freitag, nach Dienstschluss, nördlich entlang des „Deisters“ war mit über 30°C dann auch schon mal eine Vorschau auf den Rallyetag, welcher der heißeste des Wochenendes werden sollte. Nach dem Entgegennehmen des Roadbooks und dem Anbringen der Rallye-Startnummerntafel traf man auf erste Bekannte aus vorhergehenden Rallyes, welche auch im gleichen Hotel gebucht hatten. Beim Einchecken musste leider festgestellt werden das das „Grandhotel Esplanade“, welches von außen betrachtet wahrlich einen imposanten Bau darstellte, im inneren schon bessere Tage gesehen hatte. Zumindest lässt der Betreiber gerade umfangreiche Renovierungsarbeiten durchführen, was für den gehobenen Anspruch des Hauses auch dringend nötig erscheint. Das abendliche Dinner mit befreundeten Rallye-Teilnehmern im Restaurant des Hotels konnte zumindest erstmal wieder entschädigen. Danach ging es nochmal zu Fuß durch die kleine Kurstadt mit einem Absacker in einem Biergarten nicht weit vom Hotel entfernt.
Das Frühstück am Rallye-Morgen konnte mit dem Abendessen im gleichen Restaurant leider nicht im entferntesten mithalten, aber die Sonne schien wolkenfrei vom Himmel und man ließ sich die Laune dadurch nicht verderben. Mit Startnummer 17 ging das RCS-Racing-Team durch das große ADAC Start-Tor nach kurzer Fahrzeugvorstellung dann auf die Vormittags-Etappe der Classic Tour. Die Navigation bei den ADAC Oldtimer Rallyes ist normalerweise eher einfach gehalten und somit war Rainer Crome auf dem „heißen Sitz“ schon etwas verwundert als die ADAC Ausschilderung ein paar Kilometer später im Örtchen Rehren so gar nicht mehr zur Tour-Karte passen wollte. Nahezu alle Startnummern vor dem Austin-Veteran kurvten noch Richtungssuchend durch das kleine Kaff, was wiederum auch etwas lustig wirkte. Um keine mögliche Stempel-Kontrolle zu verpassen, tastete sich das Team durch einen zufällig gefundenen Fahr- Hinweise rückwärts bis zum Örtchen Westerwald, wo man anscheinend hätte rechts abbiegen müssen. Also flugs wieder auf der Kreuzung gedreht und der richtigen Strecke folgend zurück nach Rehren. Eine Stempelkontrolle gab es zwar nicht, aber die Strecke passte nun wieder zu den Hinweisschildern und man bog im Ort, in welchem mittlerweile der halbe Rallye-Tross suchend umherkurvte, korrekt nach Hinweistafeln ab. Die Lösung des Fauxpas : externe Spaßvögel hatten schlichtweg das Abbiegezeichen des ADAC entwendet. Kurz nach dem Zwischenfall dann die erste Sonderprüfung auf einem Parkplatz in Hessisch-Oldendorf bei welchem der Radstand des Fahrzeugs möglichst genau „erfahren“ werden musste. Abweichungen in cm führten zu Strafpunkten. Im weiteren Verlauf folgte Sonderprüfung zwei, diesmal als Gleichmäßigkeitsfahrt ausgelegt, welche allerdings über mehr als 10minuten ging und volle Aufmerksamkeit der Fahrerin hinsichtlich der Durchschnittsgeschwindigkeit verlangte. Der Auslösepunkt der Lichtschranke am Austin ist durch die hohe Haube schwer einzuschätzen, auch sind klare Timer-Angaben des Beifahrers in den letzten 20 Sekunden unerlässlich. Finale Entscheidung hinsichtlich der Genauigkeit der Lichtschranken-Durchfahrt trifft dann aber immer die Fahrerin mit dem Gasfuß. Die Tour führte danach bei wunderschönem Sonnenschein, allerdings auch bei über 30°C über den Nienstedter Pass nach Barsinghausen, zur Mittagspause in der Zechenhalle des Klosterstollen (hier wurde bis 1960 Steinkohle aus dem Deister abgebaut).
Nach der Stärkung durch ein wirklich gutes Catering konnte die zweite Hälfte der Rallye angegangen werden. Das Navigationschaos in Rehren am Morgen hatte allerdings zu einer etwas verkürzten Pause geführt und der Restart in die Nachmittags-Session wurde zusätzlich um 15min nach hinten geschoben um wirklich allen Teilnehmern etwas Pause in der kühlen Halle zu ermöglichen. Wieder ging es erstmal über den Deister-Höhenzug zurück nach Nienstedt, von dort aber gen Norden und in einem großen Bogen wieder auf den Parkplatz in Hessisch Oldendorf zur ersten Sonderprüfung am Nachmittag. Hier musste die Reifen-Temperatur des Linken Vorderreifen geschätzt werden, was dem Rennsport-erprobten RCS-Racing-Team nicht schwerfallen sollte. Im weiteren Verlauf der Rallye, man hatte gerade Rinteln auf Nebenstraßen umgangen, folgte mit einer weiteren Gleichmäßigkeitsfahrt die letzte Sonderprüfung des Tages. Diese hatte es in sich. Zwar nicht so lang wie am Vormittag, aber im Ort mit Gegenverkehr und Kreuzungen musste exakt 30 Km/h als Durchschnitt gefahren werden. Diesmal klappte die Zusammenarbeit mit den Ansagen vom heißen Sitz mit der Umsetzung durch die Lenkerin am Volant aber fast perfekt und man ging mit gutem Gefühl in die letzten Navigations-Kilometer zur Zieldurchfahrt in Bad Nenndorf.
Für den Abend hatte sich das Team zum Fahrerabend angemeldet, man genoss mit Freunden aus der Szene das wirklich gute Buffet, guten gekühlten Weißwein und eine tolle Konversation bevor es nach einem langen Tag zu Bett ging. Sonntagmorgen, das Frühstück sogar etwas schlechter als am Vormittag (man hatte lt. Kellnerin nicht mit so hungrigen Gästen gerechnet) folgte der Check-out und man traf sich wieder zur Siegerehrung. Das Ergebnis vom Vortag konnte sich wie schon in Sachsen-Anhalt sehen lassen, wieder Platz zwei für das RCS-Racing Team. Auf der Rücktour zickte der Austin Veteran allerdings etwas rum und es musste sogar kurz ein Warndreieck aufgestellt und Werkzeug herbei geholt werden. Das Problem konnte allerdings vor Ort behoben werden und man schaffte den Heimweg anschließend auf eigener Achse. Insgesamt 410 Km und nahezu am Stück sind für ein 65 Jahre altes Auto schließlich auch kein Pappenstiel.